gelbes Haus, 14.12.2004
Einen kleinen roten Feuerteufel hatte ich mir schon lange gewünscht. Ich entdeckte sie vor gut einem Jahr bei der Cattery vom Dohlenbaum und es war sofort um mich geschehen. Sofort zum Telefon gegriffen, angerufen, festgestellt, dass sie noch nicht reserviert war, Termin ausgemacht und ein paar Tage später ging es auch schon los Richtung Hamburg.
Ich war nicht alleine nach Hamburg gefahren, hatte noch *tatkräftige Unterstützung* bei der Begutachtung von Trixi dabei. Es war ein Hin und Her...ich war so ziemlich alleine mit meiner Meinung, dass mir Trixi (wie vorher schon auf den Fotos) besser gefiel, als ihre Schwester. Letztendlich muss eben auch das Herz und nicht nur das züchterische Auge gehört werden. Trixi schmiegte sich nach einer kleinen Kennenlernphase behaglich in meine Arme. Sie fing an zu Schnurren und meine Entscheidung stand fest....auch meine *tatkräftige Unterstützung* war schlussendlich davon überzeugt , dass sie auch vom züchterischen her keine schlechte Wahl war.
Die Vertragsformalitäten wurden geklärt und ich ließ Trixi für endlos lange 5 Wochen in Hamburg zurück. Es war ein absolutes Hochgefühl, ich hatte meinen roten Feuerteufel gefunden und zählte schon auf der Rückfahrt die Tage bis zu ihrem Einzug bei mir. Zwischendurch wurde ich von der Züchterin immer wieder mit Fotos versorgt und voller Neugierde und Spannung, wie sich mein Mädchen entwickeln würde, verschlang ich die Fotos regelrecht. Je älter Trixi jedoch wurde, desto weniger gefiel sie mir....ich überlegte fieberhaft....sind das nun unglücklich geschossene Fotos oder entwickelte sich mein Traum langsam aber sicher zum hässlichen Entlein? Die Wurfgeschwister von Trixi gefielen mir auf einmal fiel besser. Von Freunden und Familie wurde ich beruhigt...*Du hast sie Dir live angesehen, Du warst überzeugt von ihr, mach Dir keine Gedanken, sie wird eine Schönheit werden*...so in etwa wurde ich aufgebaut. Aber die Zweifel nagten in mir ununterbrochen. Was soll ich nur machen, wenn sie mir nicht mehr gefällt? Ich traute mich damals gar nicht mit der Züchterin über meine Zweifel zu sprechen. Der, für mich in der Zwischenzeit schon bedrohlich wirkende, Tag ihres Einzuges rückte unaufhaltbar näher.
Wir hatten uns auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg verabredet. Mit mulmigem Gefühl bestieg ich das Auto. Wie ferngesteuert legte ich den Weg Richtung Hamburg zurück, meine Gedanken kreisten nur um dieses vermeintlich hässliche Entlein und dass ich total unglücklich mit dieser Katze sein werde. Das wollte ich mir und der Katze, die ja meine Ablehnung sofort spüren musste, nicht antun. Ich beschloss, in den Transportkorb zu sehen und wenn sie mir auch live nicht gefällt, sie der Züchterin wieder mit nach Hamburg zu geben.
Aber es kam alles ganz anders! Ich warf einen Blick in die Transportbox und mich schaute ein verschüchtertes aber neugieriges kleines rotes Fellbüschel an. Nicht ganz sicher, ob es sich auch wirklich um mein *hässliches Entlein* Trixi handelt, versuchte ich sie an das Gitter der Box zu locken. Ich schaute von links, schaute von rechts, von oben... und was ich sah, war überhaupt kein hässliches Entlein. Eine total schnuckelige Maus sah mich an. Gut, ihre Schnute war für meinen Geschmack etwas zu lang geraten, aber das ist bei Babies in dem Alter normal, denn die Proportionen stimmen während des Wachstums nicht immer überein. Kurzum, ich war glücklich mich doch nicht in ihr getäuscht zu haben. Vielleicht hatte ich mir diese Angst auch nur eingeredet, ich weiß es bis heute nicht.
Noch während der Fahrt fing sie schon bei der leisesten Berührung an zu Schnurren. Jaaa das war mein kleines Mädchen. Na, da kann ja der Einzug bei uns kein Problem sein, schoss mir durch den Kopf. Denkste Puppe....Trixi zog hier als ein fauchendes spuckendes Ungeheuer ein, als sie die anderen Katzen bei uns entdeckte war sie wie verwandelt, sie plusterte sich um ein Vielfaches auf und fauchte und spuckte was das Zeug hielt. Egal ob lebendig oder tot, alles wurde als Feind Nummer eins eingestuft. Stuhlbeine, Spielsachen, Schuhe, Wände und natürlich die Katzen. Es gab für Trixi keine Kompromisse. Na das kann ja heiter werden, dachte ich. Sie war einzig zufrieden, wenn sie ohne Katzengesellschaft ganz dicht an mich gekuschelt vor sich hin dösen konnte.
Aber so konnte ich das natürlich nicht akzeptieren. Sie musste sich integrieren in die Gruppe, da führte kein Weg dran vorbei. Ein paar Tage, naja es waren eher Wochen, die vergingen, und sie duldete jeden unserer 4beiner in ihrer Nähe. Sie schloss keine großartigen Freundschaften, außer mit den Babies die wir damals hatten, aber mit dieser gegenseitigen Akzeptanz konnten wir alle gut leben. Als dann die Zeit gekommen war, dass wir sie von unserem Kater Joshi getrennt halten mussten, um eine zu frühe Trächtigkeit auszuschließen, verbrachte sie zusammen mit Quäke und Felix die meiste Zeit oben in meiner Wohnung. Natürlich wollte sie jeden Tag mit hinunter, Quäke durfte ja schließlich auch, aber das ging eben nicht. Nach zwei Wochen brach es mir fast das Herz sie immer oben allein mit Felix zurücklassen zu müssen, während sich alle anderen im Freigehege die Sonne auf den Bauch haben scheinen lassen. Wir beschlossen Joshi, für die Zeit die sie auch unten verbrachte, in einem umfunktionierten Hühnerauslauf mit anhängigem Stall, der noch aus alten Zeiten im Garten stand, einzusperren. So konnte Trixi im Gehege herumstreunern, Joshi hatte auch ca 20m² Gehege, und alle wären glücklich.
So war zumindest der Plan :-)
Aber den hatten wir ohne Trixi gemacht, nach nur zwei Wochen, in denen sie von der anderen Gruppe getrennt war hatte sie offensichtlich vergessen, dass das unten gute alte Bekannte sind. Sie fauchte und spuckte wieder wie am ersten Tag. Die anderen kamen natürlich alle neugierig und wollten sie wieder begrüßen, aber sie schlug jeden mit ihren Gebärden in die Flucht. Das Ende vom Lied war, dass ein Teil der Gruppe im Haus blieb, ein anderer Teil im Hühnerauslauf war, während Trixi das große Gehege ganz für sich alleine hatte. Das machten wir eine ganze Zeit so, denn durch den Zaun konnten sie sich immer sehen und beschnuppern und wir hofften, dass ihr Erinnerungsvermögen zurückkehren würde. Umgekehrt, dass sie alleine oder mit Quäke zusammen im Hühnerauslauf eingesperrt war, ging überhaupt nicht. Sie hat die ganze Nachbarschaft zusammen geschrieen. Jaja so kann ein kleiner roter Teufel eben sein :-). Heute ist es so, dass sie schon gar nicht mehr mit hinunter will. Sie mag es lieber oben bei mir in ihren 4 Wänden und wenn da mal Katzen-Besuch von unten kommt, dann findet sie das auch nicht weiter tragisch. Scheinbar fühlt sie sich nicht, wie alle anderen, in beiden Wohnungen zu Hause, sondern betrachtet ausschließlich meine Wohnung als ihr Territorium. Sie wirkt im Gesamten hier oben viel entspannter...nichts kann sie großartig erschrecken, egal ob hier Freunde, Handwerker oder Comuterfachleute ein und ausgehen, sie muss jede kleinste Kleinigkeit untersuchen, steckt ihr süße Nase in jede Tasche hinein und versucht mit jedem sofort anzubändeln.
Es ist zwar schade, dass sie sich unten nicht so wohl fühlt, aber das habe ich inzwischen akzeptiert. Ich liebe meinen roten Flitzebogen und für nichts in der Welt möcht ich sie gegen eine andere Katze eintauschen. Ihre Proportionen haben sich inzwischen hervorragend verteilt und auch die Richter auf den Katzenausstellungen bescheinigen ihr immer wieder, eine sehr typvolle und kräftige Sibirierdame zu sein.
Was will ich denn mehr?
Sie ist ein 24 Stundenschmuser, sie hört auf ihren Namen wie ein gut erzogener
Hund, kennt keine Angst und die anderen Katzen akzeptiert sie auch, solange sie
denn in ihren 4 Wänden bleiben kann.
Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, dass sie in nächster Zeit Mutter wird...und im stillen Kämmerlein habe ich mir vorgenommen, dass wir es dann doch noch einmal versuchen, ob sie sich nicht doch auch unten heimisch fühlen kann. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie diesbezüglich etwas entspannter sein könnte, nachdem sie einen Wurf hatte.
Julchen, ich danke Dir für diesen roten Feuerball.
Tina