Berlin, Mai 2002
Wir waren so fasziniert von dieser seltenen Schönheit, dass wir es uns nicht nehmen ließen, sie uns auf einer Ausstellung life und in Farbe anzusehen.
Wir hatten Glück, einen Neva-Aussteller anzutreffen, denn wie wir herausfanden, ist diese Rassekatze in Deutschland noch recht selten vertreten.
Die Neva-Masquarade stammt aus Sibirien und gehört zu der Rasse der sibirischen Katzen. Es ist die Maske bzw. Fellzeichnung, die der Neva-Masquarade einen eigenen Namen gegeben hat, denn es wird gemunkelt, daß diese Farbzeichnung der sibirischen Katze zum ersten mal an dem Fluss Neva gesichtet wurde. Die sog. kalten Gliedmaße (das sind die schlechter durchbluteten Regionen wie: Schwanz, Beine, Ohren und Gesicht) sind dunkler gefärbt als das helle Fell des restlichen Körpers. Auch sind die blauen Augen ein Markenzeichen der Neva.
Die Neva-Masquarade ist eine halblanghaar Katze, d. h. dass das Deckhaar länger ist als die Unterwolle. Und auf Grund dessen kann die Neva ihre Körperpflege vollständig selbst übernehmen - wobei sie natürlich gegen eine gelegentliche "Bürsteinlage" nichts einzuwenden hat. Besonders im Winter ist das Fell der Neva eine wahre Augenweide, denn dann ist das dichte Fell auffällig entwickelt.
Nun ja, wir hatten sie also auf einer Ausstellung gesehen. Unsere Traumkatze!
Wochenlang sprachen wir über diese wunderschönen Tiere und nervten damit Kollegen und Bekannte. Ein aus der Ukraine stammendes befreundetes Paar konnte unsere Schwärmereien offenbar nicht länger ertragen und knüpfte Kontakte in ihre Heimat.
Sie fanden ein junges Nevapärchen in Kiew.
Nun fing das Drama an: Einfuhrbestimmungen für Tiere nach Deutschland!! Unser erster Anlaufpunkt war der Tierarzt - der müsste sich doch mit den gesundheitlichen Bestimmungen für Katzen auskennen. Wir bekamen bei unserem Tierarzt auch bereitwillig Auskunft - zur Sicherheit sprachen wir auch noch mit einem Amtstierarzt - der hatte natürlich ganz andere Anforderungen, und es müsste eine Tierseuchenrechtliche Einfuhrgenehmigung beantragt werden. Ohne diese Genehmigung dürfte keine Katze, und sei sie auch noch so süß, nach Deutschland eingeführt werden. Auch waren sich die Ämter bezüglich der erforderlichen Impfungen nicht immer einig. Einmal wurde gesagt, die Tollwutimpfung muss mindestens 52 Stunden alt sein - dann hieß es, sie müsste 14 Tage alt sein, und als dritte Variante gab es da noch die 30 Tagesfrist die vergangen sein muss. Aber die Ämter waren sich zumindest in einer Sache einig: die Impfung darf nicht älter als ein Jahr sein und die Katzen müssen älter als 12 Wochen sein.
Also sind wir auf Nummer sicher gegangen und haben vorsichtshalber die 30 Tage eingehalten, nicht dass unsere Lieblinge noch Gefahr laufen würden wieder nach Hause geschickt zu werden.
Als die 30 Tage nach unendlich langer Zeit vergangen waren, wurden die beiden in Kiew in ein Flugzeug gesetzt und landeten dann hier in Berlin. Bisher hatten wir ja nur Fotos gesehen - und als die Amtsärztin dann mit dem Korb um die Ecke kam und ein weißes Knäuel mit 4 strahlend blauen Augen verängstigt herauslugten, wurden wir verzaubert. Sie waren noch viel schöner als auf den Fotos. Doch die Ärztin sagte, wir könnten sie leider nicht mitnehmen, sie müssten wieder zurück nach Kiew - da würde etwas mit den Papieren nicht in Ordnung sein.
Wir dachten unsere Herzen bleiben stehen - da haben wir soooo lange auf unsere weißen Tiger warten müssen, und nun sollten sie wieder nach Hause fahren - wegen irgendwelcher Papiere!!! Das durfte doch nicht wahr sein, dachten wir.
Aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben und um die beiden gekämpft wie die Löwen. Es lag an der Tollwutimpfung. Die Impfung war den beiden zu früh gegeben worden - es dürfe erst nach der vollendeten 12. Lebenswoche geimpft werden. Das hatte uns natürlich kein Amt oder Tierarzt vorher gesagt. Das ist so unlogisch - argumentierten wir, denn warum ist dann das Mindestalter bei 12 Wochen angesetzt, wenn doch die Impfung noch 30 Tage "wirken" muss? Diese Bestimmungen sind ja dann nur rein theoretisch und überhaut nicht in die Praxis umzusetzen. Es gab ein hin und her ohne Ende.
Zum guten Schluss untersuchte sie die beiden und befand sie für etwas gestresst, aber im allgemeinen seien sie "guter Dinge".
Hurraaaaa wir durften sie doch mitnehmen (riesengroße Ausnahme mahnte die Ärztin).
Als wir dann zu Hause ankamen, schlich als erstes gaaanz vorsichtig unsere Miss Sophie aus der Transportbox und erkundete neugierig ihr neues Heim. Unser Hauskater Benny wurde misstrauisch beäugt, und er hat auch sehr selten so doof aus der Wäsche geguckt, wie damals, als ihm dieses weiße kleine Knäuel erschien.
Fritze-Karl - später von uns liebevoll Fritzchen genannt, zog es vor sein neues Heim zu ignorieren und blieb einfach in der Box liegen. Da half kein Rascheln oder Locken - selbst die, wie sich später herausstellte, von ihm heißgeliebten Käserollis, konnten ihn nicht dazu ermutigen, herauszukommen. Also haben wir ihm einfach das Dach über seinem hübschen Köpfchen entfernt, und da gab`s dann kein Halten mehr - schnell wie der Blitz verkroch er sich hinter der Eckbank und wurde nicht mehr gesehen.
Es dauerte aber nicht lange, und Miss Sophie und Fritzchen wurden bei uns heimisch und genossen es, unsere zweite Hauskatze Felix den ganzen Tag zu trietzen. Felix war von den außerirdischen Besuchern überhaupt nicht begeistert und fauchte, dass die Wände wackelten - manchmal sogar schon bevor sie ihre "Feinde" sah.
Benny jedoch benahm sich wie ein netter Onkel. In seiner gemütlichen Art ignorierte er die Spielereien an seinem sich ständig so verlockend wackelnden Schwanz. Wenn er genug hatte, drehte er sich einfach um und ließ Fritzchen und Miss Sophie einfach stehen.
Das war der Einzug der Neva Masquarade Katzen in unser Heim!